SV 1924 Glehn e.V.

Enrico Dautzenberg und Niklas Mertens 2018/19

Beim SV Glehn steht die nächste Generation Trainer bereits in den Startlöchern: In Jule Kellers, Soraya Hassan, Marius Meffert, Jan Saul und Florian Schelewski verstärken gleich fünf Jugendspielerinnen und -spieler ab der kommenden Spielzeit das große Betreuerteam der Glehner Jugrndabteilung. Mit den beiden neuen Freiwilligendienstleistenden Enrico Dautzenberg und Niklas Mertens wird zudem die Erfolgsgeschichte FSJ beim SV Glehn mit einem kleinen Jubiläum fortgesetzt: Die beiden Youngster sind die Nummer neun und zehn seit Simon Bayer 2010 im Modellprojekt von Schule und Verein gestartet war. 

„Unsere Jungtrainer wollen nicht zur einfach ein wenig schnuppern, sie wollen es gleich richtig machen“, sagt Glehns Jugendleiter Norbert Jurczyk. Deswegen besuchen die fünf in den Herbstferien einen zentralen Lehrgang des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) in der Sportschule Wedau, der die Youngster zu „Teamleitern Kindertraining“ ausbildet. „Für dieses Seminar geht knapp die Hälfte der Ferien drauf. Dass die Mädels und Jungs sofort dafür zugesagt haben, ist schon ein starkes Statement“, so Glehns Chef der rund 300 Mitglieder starken Abteilung. Die beiden U15-Spielerinnen Kellers und Hassan verbleiben als Assistentinnen bei der U11 und U9 im Mädchenfußball, ebenso A-Jugend-Keeper Saul, der bei der U13 die Ausbildung der Torhüterinnen übernehmen soll und dafür noch eine weitere Ausbildung erhält. Die beiden 17-Jährigen A-Jugend-Kicker Meffert und Schelewski werden in der F-Jugend und bei den Bambinis eingesetzt. 

Auch die beiden neuen FSJler haben ihren Einsatzbereich überwiegend im Kinderfußball. Beide trainieren schon seit längerer Zeit die F-Jugend des Jahrgangs 2010 und werden nun zusätzlich mit den U9- und U11-Mädchen betraut. Darüber hinaus bieten die Freiwilligendienstleistende künftig zweimal wöchentlich ein Spezialtraining mit dem Schwerpunkt Technik/Koordination an. „Mit dieser dritten Trainingseinheit in der Woche wollen wir ein Modell zur Talentförderung im Verein wieder aufleben lassen“, sagt Jugendvorstand Georg Goffin. „Dabei verstehen wir unter Talentförderung auch, dass wir uns um diejenigen Kinder kümmern wollen, die aus den verschiedensten Gründen noch nicht so weit in ihrer Entwicklung stehen“, so Goffin, der auf die besondere Vereinsphilosophie des SV Glehn in dieser Hinsicht verweist. 

Aufgrund der Vielzahl der anstehenden Aufgaben hat sich der Verein entschlossen, erstmals zwei FSJ-Stellen zu besetzen. Rund ein Drittel ihrer Arbeitszeit von 39 Stunden werden Dautzenberg und Mertens in der Grundschule Glehn verbringen, dort den Sportunterricht in den Vormittagsstunden verstärken und im offenen Ganztag eine AG für Mädchenfußball anbieten. „In den Nachmittagsstunden stehen dann administrative Aufgaben auf dem Programm, Arbeiten an der ab August neu aufgelegten Vereinshomepage oder kleinere Pflegeaufgaben rund um das Sportmaterial auf der Platzanlage“, so Jurczyk. Danach geht es an die Kernaufgabe des FSJ: Die Arbeit mit den Kindern beim Training und Spielbetrieb in den jeweiligen Mannschafen. Und auch die Abendstunden werden Dautzenberg und Mertens häufig auf der Anlage verbringen. Beide spielen natürlich in den Glehner Seniorenmannschaften Fußball. 

Im Vorfeld des bevorstehenden Jubiläums mit FSJler Nummer zehn hatte der SV Glehn alle bisherigen „Freiwilligen“ zu einem „Come together“ eingeladen. Bis auf eine Ausnahme konnten auch alle Ehemaligen der Einladung folgen. Nike Vogt, FSJlerin 2011/12, wartete dabei mit einer Überraschung für die Verantwortlichen auf: „Der Verein hat mir mit dem FSJ und dem anschließenden Praktikum einiges auf meinem Weg mitgegeben“, so die gebürtige Kranenburgerin, die nach Ablauf ihres Einsatzjahres in Nimwegen studierte und nun in der Jugendsozialarbeit hauptamtlich tätig ist. Vogt erklärte sich spontan bereit, die Kosten eines Monats FSJ in Höhe von 430,00 € zu übernehmen. „Das ist schon eine tolle Story, dass eine ehemalige FSJlerin ihre Nach-Nachfolger finanziert“, sagt Jurczyk, „und das macht uns mehr als stolz.“


Die ersten 100 Tage von Enrico und Niklas - das große Interview mit dem Sport-Report

Kurz vor Weihnachten endeten die ersten 100 Tage im Freiwilligen Sozialen Jahr von Niklas Mertens und Enrico Dautzenberg beim SV Glehn. Erstmals in der Geschichte der Freiwilligendienste beim Korschenbroicher Fußballverein wurden gleich zwei FSJler im Sport beschäftigt. Im nachfolgenden Interview mit dem Sport-Report berichten die beiden Abiturienten über ihre ersten Monate in Schule und Verein und bedanken sich gleichzeitig herzlich bei den Förderern ihres sozialen Jahres. 

     Sport-Report: „Niklas, Enrico, eure ersten Monate sind ja nun vorüber. Wie gelang Euch der Einstieg in das FSJ?“ 

     Niklas Mertens (schmunzelnd): „Zunächst einmal mit großer Trauer (lacht). Aufgrund der ersten anstehenden Bildungstage im September war für uns das Glehner Schützenfest dann schon am Sonntag vorzeitig beendet. Dann hatten wir auch noch leichte Komplikationen bezüglich unserer Anreise nach Hennef, also – wir mussten uns erstmal richtig einfinden.“ 

     Enrico Dautzenberg: „Doch dann ging es aber richtig los mit der ersten Woche der C-Lizenz in der Sportschule Hennef. Dazu ein kurzes Einführungsseminar und das erste Kennenlernen. Beim Betreten des Raumes war den anderen Freiwilligen aus unseren Bildungsgruppen und vermutlich auch uns eine große Unsicherheit und Aufregung anzumerken, denn jeder stellte sich wahrscheinlich die gleiche Frage: Was sind das für Leute und was erwartet mich hier?“ Mertens: „Uns wurde sofort klar, dass bei 40 jungen Leuten mit der gleichen Leidenschaft für Fußball ein gutes Gruppengefüge entstehen muss. Nicht zuletzt bedingt durch zahlreiche Teambuildingspiele wuchsen wir so recht schnell zu einer gut funktionierenden Einheit zusammen, was uns umso mehr Spaß bereitete und die Zeit in Hennef kurzweilig werden ließ.“ Dautzenberg: „Wieder mal ein schönes Beispiel dafür, wie sehr der Fußball Menschen zusammenschweißen kann.“ 

     Sport-Report: „Was nehmt ihr vor allem aus den Lehrgängen beim Verband Mittelrhein mit?“ 

     Dautzenberg: „Dank unserer hervorragenden Referenten Markus Schenk und Raimund Zieler, die wir an dieser Stelle gerne einmal namentlich erwähnen wollen, wurden unsere Fußballhorizonte noch einmal deutlich erweitert. Weshalb wir voller Tatendrang am Ende unserer ersten Bildungswoche zurückkehrten um das Erlernte sofort in unseren Trainingseinheiten umzusetzen zu können.“ 

     Mertens: „Nach den ersten Einheiten mit den Jungs und Mädels unserer Mannschaften merkten wir selbst, dass wir in Sachen Trainingsplanung und -durchführung einiges dazu gelernt hatten, was ebenfalls zur Folge hatte, dass vor allem die Jungs aus unserer F1 die geforderten Dinge im Training sehr schnell und gut umsetzten.“ 

     Dautzenberg: „Was aber auch der bereits vorhandenen, fußballerischen Klasse unserer Jungs geschuldet ist.“ 

     Mertens: „Ja sicherlich. Aber wir konnten viele neue Impulse setzen. Wir hatten ja schon eine Teamleiterausbildung, aber die C-Lizenz ist nochmals eine dicke Schippe drauf. Unsere Kids kommen in den nächsten ein bis zwei Jahren in das sogenannte goldene Lernalter. Und da haben wir jetzt das notwendige Rüstzeug, ihnen ausbildungsmäßig eine Menge mit auf den Weg geben zu können.“ 

     Dautzenberg: „Aber wir dürfen nie vergessen: Wir reden über Kinderfußball. Da sind Ergebnisse zunächst einmal nebensächlich. Trotz der guten Entwicklung die wir beobachten konnten, ließen die positiven Resultate in den ersten Spielen, wenngleich wir oft die bessere Mannschaft waren, auf sich warten. Dies führte dazu, dass sowohl Trainer als auch Spieler oft ratlos den Platz verließen. Aber langfristig wird es sich für die Kinder und den Verein auszahlen, dass wir konsequent ausbilden.“ 

     Sport-Report: „Und dann habt Ihr auch noch eine zusätzliche Mannschaft übernommen …“

     Dautzenberg: „Mit der Übernahme der U9-Mädchen begaben wir uns zuerst auf Neuland. Es war ja das erste Mal, dass wir eine Mädchenmannschaft betreuen sollten noch dazu eine solch junge. Schnell stellten wir fest, dass jeden Dienstag und Donnerstag eine lebhafte Gruppe auf uns warten würde und einige von ihnen manchmal doch noch lieber mit anderen Dingen, als dem Fußball spielen beschäftigt sind.“ 

     Mertens: „Wir kennen ja viele Mädchen auch aus der Fußball-AG, die wir in der Schule leiten. Das Herumalbern mit den Girls bereitete auch uns großen Spaß, ließ uns jedoch das ein oder andere Mal verzweifeln. Die Ergebnisse in den ersten Freundschaftsspielen und Turnieren, waren zunächst aber weniger erfreulich.“ 

     Dautzenberg: „Nichts desto trotz, müssen wir unsere Mädels an dieser Stelle in Schutz nehmen. Sehr starke Gegner und das mangelnde Quäntchen Glück beim Torabschluss waren in den meisten Fällen der Grund für unsere Niederlagen. Erste Erfolgserlebnisse stellten sich durch das Erzielen von dem ein oder anderen Tor trotzdem ein.“

     Sport-Report: „Schule ist ein gutes Stichwort. Wie sieht es da für Euch aus?“

     Mertens: „Wir beide verstärken in den Vormittagsstunden den Sportunterricht in den jeweiligen Klassen, sind quasi eine Hilfskraft für die Lehrerin und leiten dabei auch eigene Gruppen an.“ 

     Dautzenberg: „Für die Schule und die Kinder ist das ein riesiger Mehrwert. Stellt Euch mal den regulären Sportunterricht von 45 Minuten in einer ersten Klasse vor. Da geht eine ganze Menge Zeit mit Organisatorischem verloren. Für die Lehrkraft ist das alleine eine große Herausforderung und es ist dann perfekt, wenn die Aufgaben und die Aufsicht auf eine zweite Schulter verteilt werden können.“ 

     Mertens: „Ich hab auch den Eindruck, dass wir herzlich in der Schule willkommen sind. Das Kollegium ist freundlich, nett und hilfsbereit. Wir haben ein prima Verhältnis zueinander. Dazu sind wir beim Schwimmunterricht der dritten Klassen eingebunden und leiten dort die Nichtschwimmer an.“ 

     Dautzenberg: „Ja, ich hab auch gehört, dass man mit uns durchaus zufrieden ist (lacht).“ 

     Sport-Report: „Ein Bestandteil Eures FSJ ist auch das sogenannte Qualifizierungsprojekt. Was habt Ihr Euch dafür vorgenommen?“ 

     Dautzenberg: „Einer von uns beiden wird die Organisation des Futsal-Cups im Februar übernehmen. Der findet jetzt zum elften Mal statt und wird traditionell von einem FSJler veranstaltet. Da hoffen wir auch, dass wir zusätzliche Kinder, die noch nicht im Verein spielen, für den Fußball begeistern können.“ 

     Mertens: „Im Frühjahr haben wir dann noch etwas total Neues vor: Dann möchten wir ein Bolzplatz-Turnier veranstalten. Wir haben dann einen richtigen Soccer-Court mit Banden und Netzen zur Verfügung. Zielgruppe werden Jugendliche aus Glehn und Umgebung sein, die sich in wechselnden Mannschaften mit ihren Gegnern messen können. Am Rande möchten wir dann näher mit den Jugendlichen in Kontakt kommen, gemeinsam etwas essen und trinken, Musik hören und so. Dafür bietet sich wahrscheinlich ein Freitag oder Samstagabend an.“ 

     Dautzenberg: „Das wird auf jeden Fall ein richtiges Event …“ 

     Sport-Report: „Euer FSJ endet am 30. Juni kommenden Jahres. Danach geht es sicherlich in ein Studium oder eine Ausbildung. Wie hat Euch das FSJ bei Eurer Entscheidungsfindung schon geholfen?“ 

     Dautzenberg: „Immens. Es steht zwar für uns beide noch nicht hundertprozentig fest, welchen weiteren Weg wir einschlagen, aber das FSJ war im Anschluss an unser Abitur genau die richtige Entscheidung. Und das nicht nur um ein Jahr zu überbrücken.“ 

     Mertens: „Wir haben uns sicherlich auch als Persönlichkeit weiterentwickelt. Das FSJ vermittelt, gerade weil wir ja mit den unterschiedlichsten Kindern zu tun haben, ein hohes Maß an Sozialkompetenz. Die Erfahrungen hier werden mir auch in meiner weiteren Ausbildung und später im Beruf zugutekommen.“ 

     Dautzenberg: „Ich bin beeindruckt, welch hohen Stellenwert das FSJ für den Verein und den Ort Glehn hat. Das ist ja keine ganz billige Angelegenheit. Trotzdem sind viele Unternehmen bereit, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Die Kreiswerke Grevenbroich, das Technologiezentrum, die Provinzialversicherung, die Sparkasse, der Förderverein der Schule, alle sind seit der Geburtsstunde des FSJ vor vielen Jahren mit von der Partie und sind bei der Stange geblieben.“ 

     Mertens: „Und als der Verein sich entschieden hat, uns beide zusammen einzustellen, sind ganz viele Leute spontan mit auf den Zug gesprungen und haben für sich entschieden, ja, das ist eine tolle Sache und die fördern wir mit. Krass dabei ist natürlich das Engagement von Nike Vogt (einer ehemaligen FSJlerin), die sich ebenfalls mit einem Monat FSJ-Kosten beteiligt hat. Toll, dass es sowas gibt.“

Mertens und Dautzenberg verabschieden sich mit Bolzplatzturnier